Alpentrail-Vorbereitung
A. Merkel (2003)
Du bist spätestens seit Mitte September dabei, die Hunde einzuspannen?
Du hast 8 einsatzfähige Hunde, ein bisschen Distanzerfahrung und
eigentlich hätte der Alpentrail Dich schon immer gereizt? Du traust
Dich aber nicht, weil die Anforderungen so hoch scheinen und Du nicht
weißt, wie Du Dich vorbereiten sollst?
Nun, bei letzterem möchte ich behilflich sein. Ich kann kein Konzept
bieten den Alpentrail zu gewinnen (das geht mit Sibiriern eh nicht), aber
sicher Eines, um gut im Zeitlimit durchzukommen.
Trainingsbeginn ist Anfang bis Mitte September, sobald es die Temperaturen
zulassen. Wer erst mit Erscheinen des Trails (Mitte Oktober) zu beginnen
plant, mag in den kleinen Sprintklassen seine Hunde noch fit bekommen,
für den Alpentrail reicht es nicht!
September
Wir fangen je nach Temperatur mit 2-4km an. Gerade zu Beginn sollen die
Hunde sich zunächst wieder ans Arbeiten gewöhnen und Muskulatur
aufbauen. Da unsere Trainingsstrecke sehr bergig ist, laufen sie über
50% im Trab. Bergab lassen wir nur einen sehr langsamen Galopp zu, damit
sich keiner verletzt. Das Risiko ist gerade zu Anfang hoch, da die schützende
Muskulatur kaum ausgebildet ist.
Trainingsdauer: 10-20 Min
Trainingshäufigkeit: Temperaturabhängig 2-3x pro Woche; nach
den ersten 2-3 Einheiten jeweils mindestens 2 Tage Pause (habt Ihr selbst
schon ´mal einen richtig heftigen Muskelkater gehabt?).
Oktober
Normalerweise können die Hunde jetzt 7km laufen, wir sind dafür
25-30 Min. unterwegs (ggf. auch mit Pausen unterwegs). Ziel sind 4 Trainingseinheiten
pro Woche, je nach Wetter/Zeit sind es auch nur 3. Jetzt beginnen wir,
in Form von Intervalltraining schnellere Elemente zu integrieren. Das
Training wird möglichst abwechslungsreich gestaltet. Einmal müssen
die Hunde hauptsächlich schleppen, ein andermal fahren wir Intervalltraining,
dann wieder die ganze Strecke schnell. Auch die Streckenlängen variieren.
Hier gilt es, ein aufmerksames Auge für die Hunde zu haben und sich
an ihrer momentanen Verfassung zu orientieren. Wenn sie nach einem anstrengenden
Training beim nächsten Mal "k.o." sind, gibt es nur eine
kurze, leichte Einheit.
November
Die "Standardstrecke" beträgt jetzt ca. 10km mit Variationen
von 7-12km und Trainingszeiten zwischen 20 und 45 Minuten. Etwa 2 Trainings
im November gehen über eine Stunde. Da jetzt Ausdauer und eine gewisse
Grundgeschwindigkeit gefragt ist, müssen die Hunde normalerweise
nicht mehr so hart ziehen wie zu Anfang des Trainings.
Dezember
Ideal wäre es natürlich, so früh wie möglich auf Schnee
zu kommen, doch wo klappt das schon? Streckenlängen und Zeiten bleiben
am Wagen ähnlich wie im November, aber die längeren Strecken
(um 45 Minuten) kommen häufiger vor. Etwa zwei Einheiten von einer
Stunde sind wieder dabei; wenn es Weihnachten mit Schnee nicht klappt
kommen noch etwa ein bis zwei weitere Einheiten mit 1:20 dazu. Die ganz
langen Einheiten fahren wir überwiegend im Trab, um die Gelenke nicht
zu überlasten. Der gedämpfte Joggingschuh für Hunde ist
leider noch nicht erfunden!
In diesem Zusammenhang haben wir übrigens mit Gelatine sehr gute
Erfahrungen gemacht. Wir verwenden Hydrolysat, welches sich im Wasser
problemlos auflöst. Etwa 5g/Hund fügen wir hinzu, sobald wir
mit dem Training beginnen. Subjektiv haben wir den Eindruck, dass wir
damit Verletzungs- und Überlastungsprobleme deutlich reduzieren konnten.
Bei unseren Kilometer/Zeitangaben nicht vergessen, dass unsere Trainingsstrecke
extrem bergig ist! In der Ebene muss man ggf. den einen oder anderen Kilometer
hinzurechnen!
Schnee
¾ der längsten Trainingseinheit (Zeitbasis!) können die
Hunde im Schnee problemlos laufen. Danach sollte man ihnen allerdings
mindestens einen Tag Pause gönnen, im Schnee ist die Muskelbelastung
etwas anders und ein leichter Muskelkater ist zu erwarten. Im vergangenen
Jahr sind die Hunde in 12 Tagen auf Schnee 3x30km, 2x18 im Training und
2x20 im Rennen gelaufen; mit 2 Tagen Pause ging es dann auf den Alpentrail
und sie waren ohne größere Probleme in der Lage, die 40km-Etappen
zu laufen. Otto Willem Eleveld aus den Niederlanden war sogar völlig
ohne Schneekilometer zum Alpentrail gekommen und auch er hatte keine Probleme
im Zeitlimit zu bleiben.
Wer allerdings nur am Wochenende Zeit für´s Training hat, wird
den Alpentrail wohl nicht beenden können, ein gutes und solides Aufbautraining
ist dafür Voraussetzung.
Dann hat man allerdings eine Woche, angefüllt mit tollen Erlebnissen
und vielen Schneekilometern!

Das eigene Training
Auch als Schlittenfahrer sollte man sich darüber im klaren sein,
dass einem einiges an Kondition abgefordert wird. Einen Teil besorgt schon
die Höhe (im vergangenen Jahr waren wir bis auf 2700m!), und ohne
Hilfe werden sich bei manchen Anstiegen die Hunde auch überlegen,
wozu der dahinten gut sein soll.
Mit Skiern ist das natürlich noch viel extremer. Eine Voraussetzung
ist das absolut sichere Beherrschen der Ski auch in alpinem Gelände.
Die Hunde sollten diszipliniert sein und auf Kommando zumindest langsam
machen.
Im September bin ich meinen ersten Marathon gelaufen und hatte dadurch
bereits eine ordentliche Ausdauerbasis. Danach war erst einmal Regeneration
angesagt, die ungefähr bis zum Gletscherlehrgang dauerte. Dort wurde
der "Traum Alpentrail" greifbar und ich begann, mein Training
daraufhin abzustimmen.
Im späten Herbst komme ich normalerweise auf 4 Trainingseinheiten
pro Woche, etwa halb laufen, halb Rollski. Eine Rollskieinheit begann
ich in die Länge auszubauen, Ziel waren Mindestdauer 2 Stunden, Höchstdauer
3 Stunden. Teilweise kombinierte ich auch Rollski und Laufen in einer
Einheit. Das lässt sich nicht jede Woche realisieren, aber etwa jede
zweite kam ich schon auf Einheiten von mehr als 2 Stunden. Auf Schnee
folgte noch eine Generalprobe über 55km (10 ohne Hund, 45 mit Hund).
Als ich danach zwar höchst hungrig und etwas durchgefroren war (ich
war in die Dämmerung gekommen und die Temperatur lag locker bei -20°C),
aber ansonsten noch ganz gut am Leben, traute ich mir den Alpentrail zu.
Glücklicherweise waren die Streckenlängen im Schnitt bei 40
km, gerade im hochalpinen Gelände bei Lü hat mir das vollauf
gereicht!
Rückblickend war der Alpentrail eine hervorragende Basis für
den Gewinn der Distance-EM Pulka. Diese wiederum kitzelte anscheinend
´nochmal so richtig die Ausdauer. 5 Wochen später konnte ich
meine Bestzeit beim Heidelberger Halbmarathon um gut 5 Minuten verbessern
und mich von einer Platzierung um 10-12 bei den Frauen auf den dritten
Platz in der Gesamtwertung vorschieben. Also liebe Sommer-Hobby-Läufer,
fahrt im Winter ordentlich Ski, es lohnt sich auch im Sommer!
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