Training spezial: Leithunde
Angelika Merkel (1999)
Es ist Sommer, alles liegt faul im Schatten. "Über 15°C
trainieren wir nicht mehr!" Völlig richtig, ab einer bestimmten
Umgebungstemperatur ist der Hund nicht mehr in der Lage, die durch das
Training produzierte Körperwärme abzuleiten, es kann zum Überhitzen
und im Extremfall zum Kollaps kommen. Doch ein gutes Schlittenhundegespann
besteht nicht nur aus optimal konditionierten Hunden. Es nützt nichts,
wenn sie fürchterlich schnell rennen können, aber an jeder Kurve
geradeaus rasen! Asbjörn Erdal-Aase hat recht, wenn er sagt: "70%
der Leistung eines Teams hängen vom Leithund ab". Jetzt im Sommer
fällt ja das normale Training weg, also sollte genug Zeit sein, sich
der Leithundeausbildung zu widmen.
Zunächst stellt sich die Frage: Welcher Hund eignet sich zum Leithund?
Es gibt nicht das Merkmal, an dem man bei einem Welpen erkennen könnte:
Das wird der neue Superleader. Die Chancen, daß ein Welpe später
vorne läuft sind relativ gut, wenn beide Eltern gute Leader sind.
Wissen kann man das erst, wenn man ihn nach entsprechender Ausbildung
in Lead fährt.
Ein wirklicher Superleader wird geboren, doch die meisten Hunde sind mit
dem einen oder anderen Abstrich in der Lage vorne zu laufen. Umgekehrt
wird der geborene Superleader nie einer, wenn seine Anlagen nicht gefördert
werden!
Ein kleines Zahlenspiel: von derzeit 27 erwachsenen Hunden bei uns im
Zwinger laufen
2 nicht in lead
9 lead nur im Training (1 Rentner)
4 Coleader
10 Rennleader, bedingt kommandosicher (3 Rentner)
2 kommandosichere Rennleader (1 Rentner)
Wie man sieht sind bei entsprechender Zuchtauswahl die Chancen recht gut,
einen Hund zu finden der zumindest vorne läuft. Den absoluten Superleader,
kommandosicher, zuverlässig und das Team vorwärtsreißend
- den haben wir derzeit auch nicht (immerhin ist eine junge Hündin
im Distanzteam auf dem besten Weg dahin).
Möchte man die Charaktereigenschaften eines optimalen Leaders beschreiben,
muß man etwas nach Einsatzgebiet unterscheiden; will man mit einem
C-Team Rennen gewinnen braucht man andere Qualitäten als in Mitteldistanz
Offen. Generell gilt: Ein Hund tut sich vorne leichter, wenn seine Grundgeschwindigkeit
über dem Durchschnitt des Teams liegt. Das Denken fällt ihm
leichter, wenn er körperlich nicht am Limit läuft. Deswegen
wird es auch immer schwieriger, optimale Leader zu finden, je schneller
das Team wird.
Die wichtigsten Eigenschaften:
Sprint, limitiert:
- sehr harter Arbeiter, kennt nur Galopp, Leine hängt nie durch,
gibt immer 100%
- läßt sich nicht ablenken (fremde Hunde...)
- kommandosicher
Offen und Distanz:
- kommandosicher und zuverlässig
- ausdauernd; das bedeutet aber nicht, daß er sich völlig vorne
auspowert. Der Leader hat nur einen relativ geringen Anteil an der Zugleistung
des Teams!
Gute Leader können offen und selbstsicher sein (in diesem Fall hat
man Anfangs häufig Probleme mit fremden Hunden, beim Überholen...,
sie brauchen meist länger bis sie Kommandos können) aber auch
relativ scheu und zurückhaltend (dieser Typ geht meistens von Anfang
an gut überall vorbei; dafür kann es Probleme geben wenn viele
Zuschauer am Trail stehen und klatschen; sie lernen meist schnell Kommandos).
Rüden sind meist dickschädeliger und brauchen für Kommandos
länger, kommen allerdings nicht in die Hitze. Hat man allerdings
heiße Hündinnen sind sie mitunter kaum zu gebrauchen. Dafür
sind Rüden kräftiger und - können sie die Kommandos - haben
es leichter sich gegen einen Coleader durchzusetzen. Hündinnen sind
meist führiger, aber sie werden heiß und bekommen dann mitunter
die tollsten Ideen. Häufig findet man in limitierten Gespannen Rüden
vorne, bei großen Teams sind es oft Hündinnen. Durch ihr geringeres
Körpergewicht fällt es ihnen meist leichter, größere
Strecken relativ schnell zu laufen. Doch Rüde oder Hündin ist
nur zweitrangig, wichtig ist was der Hund im Kopf hat und das ist wesentlich
entscheidender als das Geschlecht! In meinem B-Team lief lange eine 14kg-Hündin
vorne, mit der ich unter anderem die Europameisterschaft 1997 in Mauterndorf
gewinnen konnte.
Lead laufen besteht aus drei Einzelkomponenten , die nicht zwangsläufig
zusammen vorkommen (idealerweise tun sie es natürlich).
1. Vorne laufen wollen, dort Gas geben, Druck machen.
Diese Eigenschaften muß der Hund von sich aus mitbringen, man muß
sie nur optimal fördern. Diesen Teil des Lead laufens können
entsprechende Hunde in der Regel nach einer Saison (wobei eine Saison
bei uns aus mehreren Wagenrennen und möglichst vielen Schneerennen
besteht!).
2. Kommandosicherheit
Je nach Aufwand durch den Musher und Bereitschaft des Hundes kann dies
ein Jahr dauern (bei viel Einzeltraining) oder 2 bis 8 Jahre ohne gezielte
Ausbildung. Die gute Nachricht: Jeder Hund kann Kommandos lernen, wie
auch jeder Hund "Sitz" und "Platz" lernen kann, es
ist nur eine Frage der Zeit die man investiert.
3. Zuverlässigkeit
Die Zuverlässigkeit bringen manche Hunde vielleicht von vornherein
mit (oft ängstlichere), andere sind von Natur aus neugierig und müssen
sie erst lernen. Falls letzteres der Fall ist, dauert dies ohne Zwischenfälle
etwa ein bis zwei Saisons, liegen entsprechende Erfahrungen schon vor
(Beißereien) kann es sehr viel schwieriger werden.
An dieser Stelle ein Appell an alle Musher: ´Rüberbeißen
ist kein Kavaliersdelikt. Mitunter zerstört man in einem ungünstigen
Augenblick die jahrelange Aufbauarbeit eines anderen Mushers!

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man die Einzelkomponenten
am besten aufbaut, um die Anlagen des Hundes optimal zu fördern.
Ich möchte hier die Erfahrungen wiedergeben, die wir in 10 Jahren
Schlittenhundesport gesammelt haben.
1. Vorne laufen lernen
Bevor ich überhaupt an Lead denke, muß der Welpe durch die
"Schlittenhundegrundausbildung". Bei einem im Frühjahr/Sommer
geborenen Welpen sieht das bei uns folgendermaßen aus: Antrainieren
im Februar/März (je nach Alter), dann kurze Strecken mitlaufen lassen
(1-2 mal pro Woche) bis es zu warm ist. Wenn der Welpe mit Wagen/Geschirr
usw. vertraut ist, spannen wir ihn mitunter neben einem sehr erfahrenen
Hund die letzten Meter nach Hause nach vorne. Ich muß sicher sein,
daß ich nicht mit Störungen rechnen muß (fremde Hunde,
Leute...), da junge Hunde naturgemäß alles erkunden wollen
und der erste Lerneffekt dann wäre: "Oh, da vorne laufen sie
ja alle dahin, wo ich möchte!" Wenn wir sie in diesem Alter
vorspannen, dann nur das letzte Stückchen, sie wissen dann, wir sind
gleich zu Hause und Streß und Hektik vom Start sind auch vorbei.
Hier kann man schon erste Unterschiede sehen: Der eine Hund ist völlig
unbeeindruckt und rennt wie im Gespann auch: der hat sicher das Zeug zum
Leithund! Der andere ist etwas unsicher, läuft zwar, aber läßt
die Leine hängen, schaut relativ viel. Auch dieser kann es lernen,
wird später vielleicht sogar besser auf Kommandos hören, weil
er leichter beeinflußbar ist. Die nächste Variante ist, daß
der junge Hund gar nicht richtig vorwärts läuft, er hüpft
nur herum, versucht mit seinem Nebenmann zu spielen (dies ist Ausdruck
von Streß, kein Spiel im eigentlichen Sinne!). Hier ist der erfahrene
Hund sehr wichtig, er muß den Zappelphillip ignorieren. Wenn man
ganz langsam und vorsichtig weiterfährt kann es sein, daß der
junge plötzlich auf Rennen umschaltet, vor allem wenn er im Gespann
sehr gut läuft. Es kann aber auch nötig sein, ihn zurück
zu spannen. Dann sollte man das Experiment frühestens im nächsten
Jahr wiederholen.
Öfter als ein- oder zweimal testen wir es in dieser Lernphase nicht,
zunächst soll der junge Hund die Grundlagen des Gespannlaufens lernen:
Disziplin (ohne Härte, laufen ist Fun!), auf einer Seite bleiben,
an Störungen (Hunde, Schafe, Fußgänger...) vorbeilaufen,
ggf. das Geschäft im Laufen erledigen usw.
Im nächsten Herbst wird es dann Ernst. Aus den Welpen sind Yearlings
geworden, ihre erste richtige Rennsaison steht bevor! Die ersten Wochen
des Aufbautrainings bleiben sie hinten. Wenn die Hunde dann in der Trainingsroutine
sind, fangen wir an, auch die Yearlings vorzuspannen. Daneben immer einen
sehr erfahrenen, ruhigen Hund! Anfangs sollte man Störungen meiden
(s.o.), Sauwetter ist meist der beste Garant für ein ruhiges Training!
Falls mit Störungen zu rechnen ist, immer zu zweit trainieren, ein
ungünstiges Erlebnis gleich zu Anfang ("wir gehen Dackel fangen")
kann einen Hund für sein ganzes Leben prägen! Zu zweit sollte
man in der Lage sein, die Störung nicht zum Erfolgserlebnis ("hab
ihn!") für den Yearling werden zu lassen. Bleibt der "Erfolg"
aus, werden solche Dinge mit der Zeit uninteressant. Von Vorteil ist auch,
wenn der erfahrene Hund deutlich kräftiger ist als der Junge und
ihn gegebenenfalls allein wieder auf den "rechten Weg" bringen
kann.
Habe ich den Eindruck, der Hund wäre etwas für vorne, läuft
er etwa alle ein bis zwei Wochen in Lead, und dann nur bei leichten Trainingseinheiten,
also nicht bei "Speed-Training" oder extremen Ausdauereinheiten.
Man darf nie vergessen: Lead ist immer ein zusätzlicher Streßfaktor,
die Hunde haben eine große Verantwortung. Der Yearling hat noch
nicht die körperlichen Voraussetzungen wie die älteren Hunde,
anspruchsvolle Trainingseinheiten fordern ihn völlig, dazu auch noch
vorne laufen zu müssen kann zu viel sein. Oberstes Prinzip für
unseren zukünftigen Leader: Da vorne laufen macht Spaß! Ich
will mir schließlich keinen vielversprechenden Hund sauer fahren!
Wagenrennen sind hier auch hilfreich, je früher der Yearling sich
an den Rennstreß gewöhnen kann desto besser. Lead ist allerdings
noch nicht angesagt, wie immer gilt: Erst dem Hund Gelegenheit geben,
etwas kennenzulernen, bevor der zusätzlichen Streß des Leadlaufens
dazukommt.
Dann geht´s in den Schnee, Trainingslager. Das reine Laufen vorne
dürfte kein Problem mehr sein, jetzt kommen die Feinheiten wie Überholen,
Head on passing usw. Jedes zweite Training in Lead ist normalerweise schon
zumutbar. Das Team sollte jederzeit beherrschbar sein (d.h. 4-6 Hunde),
damit Fehler immer korrigiert werden können. Auch steigt der Streß
mit der Anzahl der eingespannten Hunde. Ganz wichtig ist der erfahrene
Hund nebenan, der den Jungen z.B. beim Überholen weiterzieht. Manche
Yearlings gehen problemlos vorbei, andere wollen schon gerne stehen bleiben
und spielen. In der Regel werden sie sich aber dem erfahrenen Hund fügen,
schließlich sind sie auch vom Rudel her gewöhnt, den älteren
zu gehorchen. Mittlerweile kann man seinen Kandidaten auch schon einschätzen,
zu welcher Kategorie er gehört. Falls er etwas problematisch ist
bietet es sich an, zunächst mit einem Bekannten überholen etc.
zu üben. Ganz wichtig: Negativerlebnisse prägen in der ersten
Lernphase immer besonders intensiv. Ein junger Hund, der beim Überholen
gebissen wird, tut sich damit wesentlich schwerer als ein alter erfahrener.
Natürlich hat nicht jeder den erfahrenen, zuverlässigen Leader
zum antrainieren. Um bei "Null" anzufangen eignet sich Einzeltraining
am Fahrrad gut. Der Hund kann sich keine negativen Angewohnheiten abschauen,
ich habe ihn relativ gut in Griff (Vorsicht vor plötzlichen Sätzen
in die Botanik weil ein Hase aufspringt; Helm unbedingt empfehlenswert!).
Auch fehlt der Streßfaktor der Hunde hinter dem Leader. Noch kurz
zum Fahrrad: der Hund muß immer auf Zug sein (Bremse!), mit treten
ist nur bei steilen Anstiegen erlaubt. Schließlich soll der zukünftige
Leader sich nicht angewöhnen, die anderen alle Arbeit machen zu lassen.
Irgendwann soll auch das erste Rennen in Lead anstehen. Es ist empfehlenswert,
nur am zweiten Tag, wenn die Strecke bekannt ist, den Yearling vorzuspannen.
Man muß sich über eines im klaren sein: der Yearling wird vorne
in der Regel schlechter laufen als im Team. Zu viele neue Eindrücke
stürmen auf ihn ein und es braucht durchaus auch Mut, durch ein Spalier
klatschender Zuschauer ins Ziel zu laufen! Es sollte daher ein Rennen
sein, wo es mir nicht auf Sekunden ankommt, ich muß jederzeit bereit
sein aus Rücksicht auf den jungen Hund etwas langsamer zu fahren
als es vielleicht sonst ginge.
Typische Fehler von "Neulingen" in Lead sind:
- Geradeaus in Kurven laufen, zum Teil wird der Trail nicht als solcher
erkannt (vor allem bei wenig Schnee)
- Absperrungen umreißen
- Den Trail wegen fremden Hunden etc. verlassen
- Nach dem Überholen bremsen
Gerade die ersten beiden Punkte geben sich in der Regel ab der zweiten
Saison vorne, auf die anderen beiden gehe ich später noch ein.
Mittlerweile kann ich stolz behaupten: "Ich habe einen neuen Leithund".
Die wichtigsten Schritte sind geschafft, der Rest ist konsequente Arbeit
und Erfahrung.

2. Kommandotraining
Unsere sichersten Leithunde bekamen wir mit Kommandotraining ab "Gassigeh-Alter".
Das sieht ganz einfach so aus, daß beim Spazierengehen an der langen
Leine bei jedem Abbiegen das entsprechende Kommando gegeben wird. Wir
bevorzugen deutsche Kommandos aus zwei Gründen: die Verwechslungsgefahr
ist geringer (dem Hund kann ich nicht erklären: eben habe ich die
Seiten verwechselt, ich meine doch die andere Richtung!) und Zuschauer,
Skiläufer etc. auf dem Trail wissen auch was man vorhat. Gassigehen
ist auch eine gute Gelegenheit, das Vorbeilaufen an anderen Hunde zu üben.
Ein Ruck an der Leine verbunden mit einem entsprechenden Kommando prägt
sich meist relativ bald ein. Im Gespann hat man diese direkte Einwirkungsmöglichkeit
nicht mehr. Spazierengehen ist in diesem Fall Arbeit, hat der Welpe daheim
keine (Hunde-)Partner zum Spielen bietet man ihm diese Möglichkeit
am besten auf einem umzäunten Platz ohne Leine. 10 bis 15 Minuten
jeden Tag reichen als Kommandotraining völlig aus. Es wird ohne Geschirr
trainiert, damit der Hund das langsame Tempo nicht mit dem Geschirr verbindet.
Es darf ihm aber nicht das ziehen verboten werden, schließlich wollen
wir einen Schlittenhund!
Folgende Punkte müssen beachtet werden, wenn man derart Kommandos
trainiert:
1Immer hinter dem Hund bleiben. Biegt er nicht dorthin ab, wo ich möchte,
warte ich so lange, bis er es tut. Ein guter Schlittenhund hat einen kräftigen
Vorwärtsdrang, stehenbleiben wird ihm schnell langweilig, meist wird
er irgendwann die richtige Richtung probieren. Dann geht es weiter mit
viel (verbalem) Lob.
Nützt der Hunde die "Pause" im falschen Weg zum schnuppern
oder markieren zeigen ihm ein kurzer Ruck an der Leine verbunden mit einem
"nein" oder "aus" in etwas schärferem Ton, daß
jetzt eigentlich Konzentration von ihm erwartet wird.
2.Der Hund muß das Kommando ohne meine Hilfe richtig interpretieren,
d.h. ich gehe nicht voraus oder ziehe ihn herum. Gerade zu Anfang kann
man noch etwas Hilfestellung geben, indem man z.B. auf die Seite des Weges
geht, auf die man abbiegen will. Falls ich ein besonders stures Exemplar
von Hund habe, der partout nicht in die Richtung wie ich möchte (vielleicht
weil da drüben Nachbar´s Katze steht), korrigiere ich ihn notfalls
von hinten, das heißt ich nehme ihn von hinten am Halsband und stelle
ihn in die gewünschte Richtung. In diese Richtung loslaufen muß
er dann wieder selbständig. Falls er versucht umzudrehen wird er
wie "versehentlich" in mich hineinlaufen (weil ich genau da
im Weg stehe wo er durch will), verbunden mit einem "nein" oder
entsprechendem Kommando. Wieder wird er korrigiert und in die richtige
Richtung gestellt. Huskies sind intelligente Hunde, an aussichtslose Aktionen
verschwenden sie nicht viel Energie. Er wird irgendwann merken, daß
er seinen Willen nicht durchsetzen kann und sich fügen. Schläge
oder zu viel Druck und Hektik sind überflüssig und sogar kontraproduktiv,
denn die Konsequenz von zu viel Härte kann sein, wenn ich im Rennen
zu den Leithunden vor muß um sie zu korrigieren gehen sie "flüchten"
und verursachen erst recht Chaos. Wichtig ist auch, daß der Hund
vorweg in die richtige Richtung läuft; die meisten werden es im Gespann
schon erlebt haben: Ich ziehe die Leader in die richtige Richtung, gehe
zum Schlitten/Wagen zurück - bis ich dort bin stehen die Hunde schon
wieder in der falschen Richtung. Ein Hund, der an der Leine gelernt hat,
daß solche Aktionen erfolglos sind, wird es auch im Gespann nicht
versuchen. Lernen kann er dies aber nur, wenn er die Chance hat, diesen
Fehler auch zu machen; wenn ich vorweg ziehe geht das nicht!
Hat er sich gefügt ausgiebig loben!
3. Nie zum Loben stehen bleiben, streicheln oder gar Leckerli geben. Er
könnte dies später auch im Gespann erwarten. Die Begeisterung
seines Herrchens sollte ausreichend sein!
Mit zunehmender Kommandosicherheit wird das Lob langsam reduziert, aber
immer bei richtiger Reaktion kurze Bestätigung geben (bei uns z.B.
"fein, fein" oder "feine Jungs" etc.). Überschwenglich
nur noch in schwierigen Situationen loben. (z.B. rechts ist anderer Hund,
biegt trotzdem links ab). Später im Rennen fehlt uns sowieso die
Luft, um uns "den Mund fusslig" zu reden, auch schalten die
Hunde bei zu viel Geschwätz auf Durchzug. Diese Art des Leithundetrainings
geht eigentlich ausschließlich über positive Bestätigung,
Bestrafung ist hier fehl am Platz. Ein ruhiges "nein" genügt.
Letzten Endes soll es ja Musher und Hund Spaß machen. Mit der Leine
habe ich auch jede Situation im Griff, Brüllen und Schimpfen ist
also völlig überflüssig. Hunde haben ein sehr feines Gehör,
auch bei einem großen Gespann reicht später normale Gespächslautstärke.
Für das ganze Gespann gilt: werden sie dauernd angebrüllt (zum
Teil schon beobachtet: Musher steht bergauf auf dem Wagen: Heja, Hussa,
auf geht´s; das Team ist schon lange zu hören bevor man es
sieht. Ich habe bergauf gar nicht die Luft dazu! Schlittenhundesport ist
Teamwork!) schalten die Hunde auf Durchzug, bei kritischen Situationen
wo eine entsprechende Reaktion der Hunde notwendig ist habe ich keine
Steigerungsmöglichkeit mehr. Deshalb: Die lauten Töne für
kritische Situationen aufheben! Je weniger ich auf dem Trail rede, desto
besser werden die Hunde mir zuhören und auf mich achten.
4. Das Training sollte nie so lang dauern, daß die Konzentration
nachläßt; 10-15 Minuten täglich reichen. Natürlich
muß die Strecke jedesmal variiert werden, deswegen sind auch ruhige
Wohngebiete ideal (viele Straßen, wenig Störungen. Hauptstraßen
mit vielen Ablenkungen kommen erst später!)
5. Diese Art des Gassigehens ist Arbeit. Schnuppern/markieren usw sind
tabu. Dies ist natürlich einfach, wenn der Hund normalerweise nicht
Gassi geht. Ist er dies aber "normal" gewöhnt muß
ich ihm den Unterschied begreiflich machen. In diesem Fall kann es hilfreich
sein, doch mit Geschirr zu trainieren. Auch sollte für das Training
ein bestimmtes Gebiet gewählt werden, fürs Gassigehen ein anderes.
Nach der Arbeit kommt natürlich das Vergnügen, d.h. ausgiebig
Spiel im Garten o.ä.
6. Zu guter letzt: jeder Hund kann Kommandos lernen, so wie Sitz und Platz
auch. Beim einen mag es etwas schneller gehen, beim anderen etwas langsamer.
Die anderen Qualitäten eines Leithundes, Speed machen, Verantwortung
übernehmen, den Druck aushalten - dazu muß die Veranlagung
da sein, diese Eigenschaften kann man fördern, aber wenn sie fehlen
wird aus dem Hund auch kein Leader! Je schneller das Team und je höher
die Anforderungen, desto weniger Hunde werden es machen.

3. Zuverlässigkeit
Für manchen sicher das schwierigste Kapitel. Die Zuverlässigkeit
setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Der genetischen Veranlagung
und aus gemachten Erfahrungen. Manche Hunde haben von vornherein gar kein
Interesse an Ablenkungen an der Strecke, meist sind dies etwas zurückhaltendere
Hunde. Dafür kann es passieren, daß sie vor Zuschauern (Zieleinlauf!)
scheuen, vielleicht auch nicht so gern überholen. Andere sind offen,
frei, neugierig und wollen alles erkunden. Mit zunehmender Erfahrung werden
die Probleme nachlassen, es ist ja nicht mehr "neu". Schwierig
wird es, wenn ein ausgeprägter Jagdtrieb bzw. eine gewisse Grundaggressivität
vorhanden ist. Kommt dann noch ein Erlebnis dazu wie "Dackel erfolgreich
gefangen" wird man große Schwierigkeiten haben, das wieder
abzutrainieren. Bei solchen Hunden ist es ganz wichtig, sie von klein
auf schon dahingehend zu erziehen, daß Aggressivität unerwünscht
ist und nicht dem "süßen Kleinen" alles durchgehen
lassen. In diesem Zusammenhang ist es sehr ratsam, junge Hunde in Lead
immer mit einem in dieser Beziehung absolut zuverlässigen Leithund
anzutrainieren. Nichts geht schneller, als sich negative Eigenschaften
abzuschauen! Da ich keine direkte Einwirkungsmöglichkeit mehr habe,
muß der erfahrene Hund meine Rolle übernehmen. Doch nun im
einzelnen zu den häufigsten Problemen:
Zuschauer am Trail
Für einen etwas ängstlichen Hund kostet es einige Überwindung,
durch ein immer enger werdendes Spalier klatschender und brüllender
Zuschauer zu laufen. Besonders unangenehm wird es , wenn es um Sekunden
geht und der Hund ausgerechnet im Zieleinlauf verweigert. Die Zuschauer
meinen´s gut und feuern noch lauter an... . Die Sekunden müssen
in diesem Fall egal sein, wichtig ist es, dem Hund Sicherheit zu geben,
bremsen, wenn ich ihn mit den hinteren Hunden "überfahre"
habe ich außer einer kräftigen Verwicklung nichts gewonnen.
In der Regel wird man nicht gleich 2 ängstliche, unerfahrene Hunde
vorne haben, der andere Leader weiß daß wir gleich da sind,
Leckerli warten - normalerweise wird er den anderen Hund mitziehen. Mit
Erfahrung läßt sich diese Angst schnell abbauen, da normalerweise
keine Negativerlebnisse vorkommen, die Angst also nicht bestätigt
wird. Nach einer Saison in Lead sollte das kein Problem mehr sein. Es
empfiehlt sich, einige Wagenrennen zu fahren, damit der Hund Erfahrungen
sammeln kann, bevor es um etwas geht. Auch kann man schon von klein auf
vorbeugen, indem man den jungen Hund (ab ca. 6 Monaten) möglichst
viel unter Leute bzw. auf Rennen bringt. Früher ist nicht ratsam,
da ein junger Hund vom Immunsystem her wesentlich anfälliger ist,
auch ist Voraussetzung daß er komplett durchgeimpft ist.
Überholen
Drei Varianten bereiten häufig Probleme: ´Rüberbeißen
(kann das ganze Team betreffen), nicht vorbeilaufen wollen und nach dem
Überholen stehen bleiben bzw. trödeln.
Durch das "Timing" des Überholvorganges lassen sich schon
von vorneherein Probleme minimieren. Hier also zuerst das "ideale"
Überholen:
Beide Teams fahren ganz normal, bis die Leader des Überholenden auf
Höhe des zu überholenden Mushers sind. Letzterer tritt kurz
auf die Bremse (möglichst nicht so, daß eine große Schneefontaine
entsteht und die anderen Leader erschreckt), das Team kommt fast oder
ganz zum stehen und bevor die Hunde genau wissen was los ist, ist das
überholende Team bereits vorbei. Völlig falsch ist es, beim
erblicken eines Teams in der Ferne lauthals "Trail" brüllend
heranzufahren; vielleicht meint es das überholende Team auch noch
besonders gut und hält schon lange vorher an. Da müssen die
Hunde natürlich schauen was da von hinten angebrüllt kommt,
ruck zuck stehen sie quer im Trail, die Kontaktzeit (und damit das Risiko
daß einer schnappt) wird wesentlich länger. Bissige Hunde auf
dem Trail sind ein Ärgernis und eine Gefahr für jedes Team.
Da kann es nur heißen: Wehret den Anfängen! Gut sozialisierte
Hunde, die auch viel mit fremden Hunden zusammenkommen, haben wesentlich
weniger Tendenzen zum beißen. Stelle ich fest, daß ich einen
Beißer im Team habe, muß es nach dem ersten Zwischenfall heißen:
Sondertraining. Am besten übe ich überholen mit einem befreundeten
Gespann; am einfachsten geht es, wenn ich mich überholen lasse. Schnappt
mein Hund tatsächlich ´rüber bekommt er von dem überholenden
Musher kräftig "eins aufs Dach". Ist die Verhaltensweise
noch nicht fest etabliert reicht meist dieses eine für den Hund sehr
überraschende Erlebnis (eigentlich ist er ja gewöhnt, daß
es einige Zeit dauert, bis ich bei ihm bin, mit Bremsen u.s.w. hat er
eine relativ lange Vorwarnzeit. Jetzt folgt die Strafe auf dem Fuß!)
um ihm diese Unart auszutreiben. Habe ich wirklich einen notorischen Beißer
(d.h. er stürzt sich wirklich auf andere Hunde und es kommt auch
zu Verletzungen; gerade junge Hunde schauen oft gern zu den anderen Hunden,
schnappen vielleicht auch ´mal in die Luft, aber ohne daß
etwas passiert; das bekommt man mit oben beschriebener Methode meist problemlos
in Griff) im Team, gilt als oberster Grundsatz: andere Teams dürfen
nicht gefährdet werden. Das heißt, ich spreche mich mit den
Mushern ab, mit denen es eventuell zu Überholvorgängen kommen
kann und gehe auch ggf. vom Schlitten und stelle mich zu dem Hund (meist
sind es übrigens Teams die überholt werden, bei denen Hunde
beißen!). Glücklicherweise sind die Rennleitungen inzwischen
so konsequent, wenn es nachweislich zu Zwischenfällen kommt, auch
Hunde oder Teams zu sperren. Es kann nicht angehen, daß gute Hunde
"versaut" werden, weil sie von anderen gebissen werden! Bissige
Hunde sind am besten in Wheel aufgehoben, da sie dort den geringsten Aktionsradius
haben und ich auch zum strafen schnell dort bin.
Als zusätzliches Einzeltraining ist auch das oben beschriebene Kommandotraining
hilfreich, indem ich mich besonders auf den Kontakt mit anderen Hunde
konzentriere. Da ich hier wieder eine direkte Einwirkungsmöglichkeit
habe, sollte die Unart abzugewöhnen sein. Routine spielt eine große
Rolle, Hunde die häufig trainiert werden und viele Rennen laufen
haben wesentlich weniger Tendenzen zum Beißen als solche, für
die die zwei gefahrenen Rennen der Höhepunkt ihres Daseins sind und
die demnach auch mit einem ganz anderen Adrenalinstau ins Rennen gehen.
Die wenigsten Hunde überholen von vornherein problemlos. Falls sie
schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, ist es um so schwieriger dies
wieder aus dem Gedächtnis zu löschen, je jünger sie sind.
Wir hatten zum Beispiel einen sehr vielversprechenden Yearling im Rennen
in Lead. Bergauf mußten drei C2-Teams überholt werden, zwei
davon haben ´rübergebissen. Ab da hat der Yearling jedesmal
gebremst, wenn er nur von weitem ein Team sah, er konnte vorerst nur in
Wheel eingespannt werden. Auf einem kleinen Rennen fuhr ich ihn außer
Konkurrenz mit einem C-Team neben einem sehr sicheren Leader zum Schluß
des Feldes. Bis ins Ziel überholten wir 11 Teams. Die ersten gingen
relativ problemlos, etwas anbremsen, aber der erfahrene Leader nebendran
zog weiter und die Hunde waren noch frisch. Angenehm war, daß der
Yearling nach jedem überholten Team extra Gas gab (bloß schnell
weg hier). Gegen Ende wurde es immer schwieriger, da mit zunehmender Erschöpfung
die Angst vorm Überholen wieder die Oberhand über den Willen
zum Laufen gewann. Trotzdem hat er auf diesem Rennen viel gelernt und
in der kommenden Saison verlor er langsam die Angst wieder. Die Konsequenz
daraus: Ein negatives Erlebnis braucht sehr viele positive Erlebnisse
um es wieder zu löschen. Falls der Hund in Lead wichtig ist heißt
es auch hier: Mit einem Freund üben, bis er die Angst verliert. Erfahren
Leithunde haben meist weniger Probleme mit solchen Erfahrungen, da sie
wissen der normale Überholvorgang läuft problemlos ab (die vielen
notwendigen positiven Erlebnisse hatten sie sozusagen schon vorab). Unsere
Leader laufen meist einen Bogen oder nehmen den Kopf weg, wenn einer Anstalten
macht, zu schnappen. So hatten wir bis jetzt außer dem geschilderten
Erlebnis wenig Probleme in dieser Hinsicht.

Schwieriger ist es, wenn die Hunde nach dem Überholen nicht weiter
laufen. Oft hilft ein kurzer Stop (dient auch zum Vermeiden von Verwicklungen)
und ein erneutes Anfahren (der überholte darf dann natürlich
nicht sofort wieder überholen wollen! Zur Erinnerung: Ist in keiner
Rennregel erlaubt!). Auch hier gilt wieder: Übung und Routine! Ein
erfahrener Leader der weiterzieht ist auch in diesem Fall wieder Gold
wert.
Head on passing
Hunde, die gut überholen, laufen meist auch Head-on-passing (d.h.
zwei Teams kommen sich entgegen). Gerade bei Mitteldistanzrennen ist dies
häufig gefordert. Wichtig ist, in einem Tempo aufeinander zuzufahren,
daß man kurzfristig anhalten kann; kommt es wirklich zu einer Verwicklung
bei den Leadern oder beißt ein Hund ´rüber muß
man sofort stehen um schlimmeres Chaos zu verhüten. Beim ´rüberbeißen
ist Augenmaß gefragt: Verbeißt sich ein Hund (darf eigentlich
nicht passieren, so ein Hund gehört nicht auf den Trail!) muß
das Team sofort stehen um schlimme Verletzungen durch reißen zu
verhindern. Wird nur geschnappt und sofort wieder losgelassen trennt man
die Hunde am besten durch weiterfahren. Ist man seiner Hunde nicht sicher,
ist es ratsam zu ankern und vorzugehen. Am besten übt man das ganze
mit einem Freund mit kleinen Teams (bei 4 Hunden ist die Wahrscheinlichkeit
gering, daß etwas passiert).
Ist man sich der eigenen Hunde sicher, kann auch eine Taktik sein so schnell
wie möglich vorbeizufahren, damit die Hunde nicht auf dumme Gedanken
kommen. Ein Schneeanker gehört dann auf alle Fälle in die Hand!
Hunde/andere Tiere am Trail
Neugier bezüglich Ablenkungen (Hunde...) an der Strecke legt sich
erfahrungsgemäß mit der Zeit, vorausgesetzt das "Erfolgserlebnis"
(Beißerei...) bleibt aus! Allerdings ist die Abnahme der Neugier
proportional zur Zahl der getroffenen Ablenkungen, sich im stillen Kämmerlein
verkriechen nützt nichts. Konkret heißt das ruhig auch zu Zeiten
trainieren, wo andere Hunde unterwegs sind, aber immer so einspannen daß
ich die Situation beherrschen kann. Dabei ist zu bedenken, daß ein
B-Gespann locker einen Aktionsradius von 10m rechts und links des Trails
hat, auch wenn der Schneeanker schnell greift. Bin ich mir meiner Leader
nicht sicher, habe ich sowohl im Training als auch im Rennen immer den
Schneeanker in der Hand. Mit der Bügelbremse halte ich kein Team
an, das nicht will, der Schneeanker ist da wesentlich sicherer, aber ich
darf ihn nicht erst aus irgendwelchen Befestigungen "wurschteln"
müssen.
Falls es bereits zu einem "Erfolgserlebnis" kam, muß man
meistens etwas härter ´rangehen. Auch hier ist der Freund wieder
gefragt, der sich mit einem Hund an die Strecke stellt (am besten zum
Anfang einen Husky). Gehen die Leader vom Trail bekommen sie "eins
auf´s Dach" (z.B. mit einem abgeschnittenen Gartenschlauch:
es ist für die Hunde erschreckend, aber es besteht keinerlei Verletzungsgefahr).
Oft ist es aber auch so, daß große Hunde kein Problem darstellen,
erst ab Schoßhundgröße wird es schwierig, diese Hunde
laufen offensichtlich unter "Beute", nicht unter "Hund".
Sollte dieser Hundetyp das Hauptproblem darstellen, ist es natürlich
am besten man findet einen solchen. Je nachdem wie "heiß"
die eigenen Hunde sind, kann man den fremden Hund zur Sicherheit hinter
einen Zaun stellen. Notfalls kann auch ein "Dummy" gute Hilfe
leisten, in Spielwarengeschäften bekommt man mitunter Stoffhunde,
die batteriebetrieben bellen und wedeln. Meist reagieren die Huskies auch
darauf. Nun muß so lange geübt werden, bis die Hunde problemlos
vorbeigehen. Gibt es nur Ärger und nie ein Erfolgserlebnis, werden
sie die Verhaltensweisen nach und nach einstellen. Gerade der streßfreie
Sommer eignet sich auch sehr gut zum Training, ähnlich wie beim Kommandotraining
auch. Auch wenn es der Hund an der Leine schließlich begriffen hat,
muß man zunächst im Gespann noch vorsichtig sein, da der Hund
nach entsprechenden Erfahrungen sehr wohl zwischen unseren Einflußmöglichkeiten
an der Leine und im Gespann differenzieren kann. Aber der Freund hat dann
nach entsprechender Vorbereitung wesentlich weniger Arbeit.
Noch ein kleiner Tip, wenn man allein unterwegs ist und einen "Schoßhund"
trifft: Oft ist es sehr hilfreich, wenn die Besitzer den Hund auf den
Arm nehmen, zumindest für unsere Hunde wird er dann uninteressant.
Natürlich lassen sich die Stories über Hunde unendlich ausweiten,
und auf jedem Rennen kommen neue hinzu. Mitunter sind auch die Besitzer
völlig unvernünftig. Doch Aggressivität gegen andere Hunde
ist kein Schicksal, dem man hilflos ausgeliefert ist, man kann vieles
selbst dazu beitragen, Ärger zu vermeiden (dazu gehören auch
Dinge wie nur kleine Teams allein fahren, Trainingswägen die jederzeit
angehalten werden können u.s.w.).
Andere Tiere (Kühe, Schafe, Pferde...) werden uninteressant, wenn
ich ihnen öfter begegne. Da es hier im Training zu keinen Erfolgserlebnissen
kommen sollte (meist ist ein Zaun dazwischen; bei Reitern wenn kein Platz
zu gefahrlosem Passieren ist, kann es schon ´mal notwendig sein,
das Team zu drehen: der Klügere gibt nach!) läßt das Interesse
mit der Zeit nach.

Zum "Geschäft verrichten" hinsetzen
Es ist schon ärgerlich: Alles läuft super, da setzt sich der
Leader ohne Vorwarnung: Verwicklung, Zeit futsch.
Hat er es sich einmal angewöhnt, ist es schwierig das wieder herauszubekommen.
Besser ist es, das gar nicht einreißen zu lassen. Im Gespann merkt
man beim Junghund schon, ob er sich hinsetzen möchte. Wir fahren
dann ganz langsam weiter (bei Welpen beim antrainieren gönnen wir
ihnen ggf auch eine kurze Pause) damit sich der Hund nicht verletzt, aber
gleichzeitig lernt, daß er weiter laufen soll. Meistens kapieren
sie es irgendwann, erst dann sollte sie auch vorne laufen. Häufig
ist es so, daß Hunde die zu Anfang müssen, meist gut weiter
laufen, aber um so mehr versuchen sich zu setzen, je müder sie sind.
Gerade in Lead kann es auch ein Zeichen von Streß sein, der Hund
verschafft sich dadurch eine "Zwangspause". Am besten ist hier
vorzubeugen, denn den Hund "drückt" es ja in der Regel
einige Zeit, bevor er schließlich "muß", das heißt
er bringt auch da unter Umständen nicht die volle Leistung. Folgendes
kann helfen:
-früh füttern (eine Stunde nach dem Lauf bzw am Vortag um die
Zeit des Startes).
-kurz vor dem laufen etwas spazieren gehen, falls er sich noch nicht gelöst
hat.
-eventuell die Futtermenge reduzieren, vor allem wenn recht weicher Kot
abgesetzt wird (nicht weniger als 2/3 füttern, eventuell den Fettanteil
anheben; zuerst im Training testen!). Für Rennen über mehr als
2 Tage ist das nicht geeignet, da dann aufgrund des Kalorienmangels die
Leistung abfallen kann.
-den Hund sehr genau beobachten, mit der Zeit kennt man die Anzeichen
(Schwanz geht hoch, Hund beginnt zu "eiern"); rechtzeitig bremsen,
Zeit kostet in erster Linie die Verwicklung, nicht das Häufchen an
sich!
Mit Gewalt (vorgehen und ihm eine scheuern wenn er sich gesetzt hat) erreicht
man in diesem Fall recht wenig, meist wird nur der Hund verunsichert.
Besser ist vorbeugen!
Schnee fressen
Kaum weniger nervend sind Leithunde, die ab der Hälfte der Strecke
dauernd in den Schnee greifen. Meist läßt sich dieses mit optimalem
Wässern in den Griff bekommen, eventuell kurz vor dem Lauf noch bis
zu einem viertel Liter geben. Etwas Zitronensaft auf die Zunge träufeln
soll auch helfen. Bei hohen Umgebungstemperaturen, vor allem wenn es das
ganze Team macht, kann dies ein notwendiger Überhitzungsschutz sein.
Wenn das Problem sehr ausgeprägt ist und der Hund auch mit der Leistung
deutlich abfällt, könnte man die Schilddrüsenfunktion untersuchen;
eine Unterfunktion kann sich unter anderem dadurch bemerkbar machen. Härte
nützt in diesem Fall nichts, schließlich macht es der Hund
nicht zum Spaß sondern weil er Durst hat oder ihm heiß ist;
man muß versuchen die Ursachen zu finden und zu beseitigen.
Oberstes Prinzip bei der Leithundeausbildung: Härte, Schläge
u.s.w. sind fehl am Platz, es läuft alles ausschließlich über
positive Bestätigung. Einzig Beißereien sind ein Grund, auch
einmal hart vorzugehen. Doch ansonsten hat der Hund in Lead genug Streß,
den wir nicht durch unnötigen Druck noch weiter verstärken müssen.
Lassen wir zum Schluß George Attla zu Wort kommen:
"Der Hund macht nie einen Fehler, es ist immer der Mensch. Denn
der Hund ist "nur" ein Tier, wogegen der Mensch seinen Verstand
gebrauchen kann!"
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